Am Freitag dem 11. April 2025, 18:00 Uhr fand im Bürgerhaus des Oberzenter Stadtteils Beerfelden der vom Heimat- und Geschichtsverein Oberzent veranstaltete 1. Oberzenter Geschichtstag statt. Eingeladen waren alle geschichtsinteressierten Bürger.
Die Veranstalter konnten sich freuen, denn 40 Gäste hatten die Einladung angenommen. Darunter waren Horst Schnur, den man nicht weiter vorstellen muss, Dr. Jürgen F. Kammer, der Vorsitzende des Fördervereins Burg Freienstein, Dr. Rolf Reutter aus Darmstadt, der durch seine guten Kontakte zum Staatsarchiv Darmstadt immer wieder unbekannte Dokumente zur Verfügung stellen kann, von der Stadt Oberzent Bürgermeister Christian Kehrer und Stadtverordnetenvorsteher Dirk Daniel Zucht.
Der Vorsitzende Gottfried Görig hieß die Gäste willkommen und bedankte sich bei Dr. Achim Schäffler, der im Namen des Vereins Generationenhilfe sowohl die technische Betreuung des Abends, als auch die Versorgung mit Getränken übernommen hatte. Der Verein Generationenhilfe hat erklärt, mit dem dort vorliegenden Projekt „zusammen.finden“, die kommenden Treffen der historisch Interessierten zu unterstützen.
Danach übernahm Michael Schmitt die Vorstellung einiger Projekte und Untersuchungen, die vom HGVO durchgeführt werden. Hier sollte aufgezeigt werden, wie vielfältig sich Untersuchungen im Bereich Regionalgeschichte gestalten können.
Dr. Achim Schäffler referierte zur Geschichte der Beerfelder Stadtapotheke, die Jürgen Frank in liebevoller Kleinarbeit zum Apothekenmuseum umgestaltet hat. Dabei wurde mitgeteilt, dass auch wieder Führungen durch das Museum möglich sind.
Michael Schmitt stellte Fotografien des bekannten Sanitätsrates Dr. Friedrich Maurer vor, welche dieser zu Anfang des 20. Jahrhunderts im Bereich Oberzent gemacht hatte. Maurer zog damals mit seiner Kameraausrüstung durch den Odenwald, um das dörfliche Leben, das Handwerk und die Landwirtschaft in Bildern festzuhalten, solange es diese noch gab. Ihm war klar, dass durch die Industrialisierung, diese Lebensweise in kurzer Zeit verschwinden würde. Durch Kontakt zum Geschäftsführer des Hessischen Wirtschaftsarchivs Darmstadt, Prof. Dr. Ingo Köhler, gelang es, diese Aufnahmen zu erhalten.
Es soll versucht werden, mit diesen Fotografien als Grundstock, eine Fotoausstellung ins Leben zu rufen, zu der aus allen Oberzenter Stadtteilen Fotografien hinzukommen sollen. Damit wäre auch der Grundstein für eine Zusammenarbeit aller Stadtteile im Bereich der Regionalgeschichte gelegt. Einige Ansätze haben sich im Verlauf der Veranstaltung bereits ergeben. Der HGVO hofft, dass sich weitere Kontakte ergeben, um dieses schöne Vorhaben verwirklichen zu können.
Die Museumsleiterin Inge Groß lud interessierte Bürger zum Kaffeetrinken ins Heimatmuseum ein. Nähere Informationen dazu erhalten Sie über die Museumsleitung.
Weiter wurde über die Zusammenarbeit mit dem Förderverein Burg Freienstein berichtet, die mit dem Buchprojekt, „Freienstein – Ein Wahrzeichen von Oberzent“ einen vorläufigen Höhepunkt erreicht hat. Das Buch soll möglichst bald erscheinen. Für die Druckkosten wurden dem Förderverein bereits viele Spenden übermittelt. Trotzdem steht aktuell noch ein Betrag von 5650,- € aus. Sobald auch dieser Restbetrag noch vorliegt, kann unmittelbar der Druckauftrag erteilt werden. Dr. Kammer nahm die Gelegenheit wahr, über die vom Förderverein bereits veranlassten und in Kürze geplanten Arbeiten an der Burg zu berichten.
Danach wurde ein Beitrag zur sogenannten Chronik der Oberzent vorgestellt, der die Geschichte und die technische Anlage des historischen Pumphauses in der Hofwiese in Beerfelden in Texten und Bildern beschreibt. Die 16-seitige Ausarbeitung wurde für 4,- € zum Verkauf angeboten. Eine Möglichkeit zur Besichtigung der Anlage durch die Öffentlichkeit wurde noch für das laufende Jahr in Aussicht gestellt.
Michael Schmitt berichtete über interessante Steinmale im Bereich der Sensbacher Höhe und setzte diese Untersuchungen in Bezug zu Funden im Bereich des Kammerweges. Anschließend stellte er ungewöhnliche Steinstrukturen im Bereich des Gammelsbachtales vor. Hier legte er unter anderem Aufnahmen vor, die mit dem sogenannten Laserscan entstanden sind, welcher die Landschaft ohne den pflanzlichen Bewuchs zeigt und damit Reste menschlicher Bebauung deutlicher hervortreten lässt. Bei einem diese Objekte dürfte es sich vermutlich um die Reste eines für die sogenannte herbstliche Eichelmast verwendeten Schweinepferches handeln. Früher wurden die Schweine im Herbst von einem Schweinehirten bei den Höfen abgeholt und in die Wälder getrieben, um sie dort mit den Eicheln zu mästen. Über Nacht wurden sie dann in entsprechenden Umzäunungen untergebracht.

Im Besonderen wurde auf die von Dr. Johann Heinrich Kumpf aus Berlin zur Verfügung gestellte Literaturliste für Oberzent hingewiesen. Dieses für die Regionalforschung unschätzbare Werkzeug steht als PDF-Datei auf der Webseite des HGVO zum Herunterladen zur Verfügung und kann auch für eine Stichwortsuche verwendet werden. Die neueste Version umfasst annähernd 1600 Einträge.
Im Rahmen einer anschließenden Aussprache und verschiedenen Wortmeldungen, wurde auf die Erwartungen eingegangen, welche die Besucher mit diesem 1. Oberzenter Geschichtstag verknüpften.
Ein aktuelles Problem des HGVO wurde von den Rednern nicht verschwiegen. Im Vorstand müssen mehrere Ämter neu besetzt werden. Der gesonderte Bericht folgt unter der Überschrift „Der Heimat- und Geschichtsverein Oberzent benötigt Hilfe“.