Historisches Fundstück zum Beerfelder Pferdemarkt

Kürzlich wurde dem Heimat- und Geschichtsverein Oberzent ein seltener historischer Beleg

übermittelt. Louis Graf zu Erbach-Fürstenau hatte denselben in seinem Archiv entdeckt.

Es handelt sich dabei um eine Bekanntmachung des Erbach-Fürstenauischen Amtes Freienstein aus dem Jahre 1761.

Unseren herzlichsten Dank dafür, denn auf solche Unterstützung sind wir bei unserer Arbeit für die Erforschung und den Erhalt der Regionalgeschichte unbedingt angewiesen.

 

Hier das Dokument in der Kopie

 

Leseabschrift

Avertissement

Dem geehrten Publico und specie denen respee Roß- und Viehe-Händlern wird hiermit bekannt gemacht, daß mit Gnädigster Approbation des Hochgebohrnen Grafen und Herrn, Herrn Ludwigs regierenden Grafen zu Erbach und Herrn zu Breuberg ec. Den zukünftigen 25ten Jun. als Donnerstags vor dem Lorscher Johannis Viehemarckt, allhier zu Beerfelden, ein neuer Roß- und Viehemarckt gehalten werden wird, welcher in Zukunft allezeit auf den Mittwoch vor obgedachtem Lorscher Markt, oder so der Johannis-Tag auf den Mittwoch, wie dieses Jahr, fiele, den Tag darauf gelegt werden solle.

Wie nun dieser neue Viehemarckt von Hochgedacht unsers Gnädigsten Herrn Hochgräfl. Gnaden mit 3. jähriger Freyheit begabet worden, so verhöffet man, es werden sich die Herren Viehehändler fleißig einzufinden belieben, allermasen die situation des Marcktplatzes vollkommen gelegen, und es an genugsam vorhandenen Viehe, wie bereits hinlänglich bekannt, niemahlen ermanglen wird.

Jedoch bittet man sich aus, daß diejenige, so Viehe zu Marckt bringen, ihre richtige Attestata produciren, und so sie etwas verkauffen oder kauffen, solches sogleich behörig protocolliren lassen, damit bei erscheinenden Fällen, man im Stande seye, ihnen nach dem Marcktrecht die Justitz angedeihen zu lassen.

Auf gedachten Tag, und künftig, Tags vorhero, wird auch der fast in abgang gekommene nunmehro aber hierher verlegte Schöllenbacher Kirchsweihe-Krämermarckt allhier in Beerfelden gehalten werden.

 

Beerfelden

den 29. April 1761                                                           Hochgräfl. Erbach.

                                                                                        Fürstenauisches Amt

                                                                                        Freyenstein hieselbst

 

 

 

Der Sachverhalt

Ludwig II. zu Erbach-Fürstenau gibt bekannt, dass er einen neuen Pferde- und Viehmarkt in Beerfelden stiftet. Dieser soll am Mittwoch vor dem Lorscher Johannis-Viehmarkt (Johannis-Tag = 24. Juni) stattfinden.

Auf die Einhaltung der Marktvorschriften wird hingewiesen. Insbesondere die Registrierung der Käufe und Verkäufe wird hier erwähnt, um dies bei späteren Rechtsstreitigkeiten belegen zu können.

Außerdem wird mitgeteilt, dass am jeweiligen Vortag der Krämermarkt abgehalten werden soll, welcher zuvor als “ Schöllenbacher Kirchweih-Krämermarkt“ bekannt war. Dieser war scheinbar so zurückgegangen, dass nun dessen Verlegung nach Beerfelden beschlossen wurde.

 

Ludwig II. zu Erbach-Fürstenau

Graf Ludwig II. Friedrich Karl Eginhard zu Erbach-Fürstenau, Herr zu Breuberg und Wildenstein (*1728 - †1794) regierte ab 1753 gemeinsam mit seinem Bruder Georg Albrecht, ab 1778 mit dessen Söhnen Friedrich August und Christian Karl. Er war ein begeisterter Jäger und ließ das Jagdschloss auf dem Krähberg errichten, welches er dann auch bewohnte.

 

Adam Karrillon – Die Beerfelder Märkte

Der bekannte Wald-Michelbacher Schriftsteller Adam Karrillon, (1853-1938) hat einige seiner Beschreibungen auch der Gegend um Beerfelden gewidmet. Hier sein aufschlussreicher Beitrag zu den Beerfelder Märkten.

 

Erlebnisse eines Erdenbummlers (Roman)

Aus dem Kapitel – Mein erster Erdentag

Daß ich's nicht vergesse, auch mein Onkel von Mackenheim sah gegen Abend nach mir. Er kam mit einem Paar Ochsen vom Beerfelder Viehmarkt und hatte einen Rausch. O, dieses Beerfelden, es war doch ein rechtes Lumpennest. Wer am Morgen katzennüchtern dort ankam, torkelte am Abend sternhagelvoll an dem Galgen vorbei, der auf der Höhe vor dem Städtchen stand. Aber man konnte ohne Beerfelden im Odenwald nicht auskommen. Wo anders hätte man die Viehmärkte abhalten sollen als in seiner breiten Straße und vor seinem vielröhrigen Brunnen, der neben einem Labsal für Ein- und Zweihufer auch noch die Quelle der Mümling war? Allzuviele Wirtshäuser, es ist wahr, standen in dem Städtchen herum. Da drinnen wurden die Käufe abgeschlossen, und natürlich wurde auch getrunken. Manchmal endete das Gelage mit einem fröhlichen Gesang, manchmal mit einer Keilerei. Aber ob das eine oder andere der Fall war, wenn man schließlich Abschied voneinander nahm, so geschah's unter Händeschütteln und unter dem Versprechen, daß man sich auf dem Viehmarkt wiedersehen wolle, wenn man auf dieser Welt nicht mehr zusammenkommen solle.

 

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